In Erinnerung an alle jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, die in Meinerzhagen lebten.

Wir denken heute besonders an Nathan, Rosa, Hugo, Hedwig und Paula Stern (Zum Alten Teich 2) und an Emil, Paula, Hans und Herbert Stern (Hauptstraße 32) und stehen nun hier an einer besonderen Stelle. Hier hatten die Familien Nathan/Emil Stern ihren letzten frei gewählten Wohnsitz. Endlich können wir ihnen eine letzte Ehrung erweisen und ihnen ein Gedenken an sie schenken, indem wir jedem von ihnen seinen eigenen Stolperstein verlegen und somit an sie erinnern.

Stolpersteine - Stolpersteine sind Mahnmale, die an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Sie wurden 1992 vom dem Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffen.

Heute gibt es über 75.000 Stolpersteine, die sich sowohl in Deutschland als auch in weiteren 21 Ländern Europas befinden.

Die Stolpersteine sind bescheidene Hingucker, die in den Gehweg eingelassen werden. Man stolpert also nicht und fällt hin, sondern man stolpert mit dem Kopf und dem Herzen. Man wird dabei auf jedes einzelne Opfer hingewiesen, damit sie nicht vergessen werden.

Durch Gunter Demnigs Aktion wird das Ziel der Nazis, die Erinnerung an alle Opfer auszulöschen, umgekehrt.

Unter dem Motto „Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.“ werden die Daten von Hand in die Messingplatte des Stolpersteins eingraviert und die Steine an dem letzten frei gewählten Wohnort des Opfers verlegt.

In Meinerzhagen wurden bis jetzt 38 Stolpersteine verlegt. Die Namen der Opfer wurde wieder zurück in ihre Heimatstadt geholt, der Platz der ihnen weg genommen wurde, konnte ihnen wiedergegeben werden.

In unserem Projektkurs „Jüdisches Leben in Meinerzhagen“ am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen, haben wir uns seit November 2020 intensiv mit dem Schicksal der jüdischen Meinerzhagener befasst.

Wir fingen an, uns immer mehr in die Geschichte einzuarbeiten und lernten im Januar diesen Jahres die Stolpersteine kennen.

Als wir uns über die 38 hier bereits verlegten Steine informierten, fiel uns schnellauf, dass nicht alle verlegt wurden, sondern noch neun fehlten. Als wir davon erfuhren waren wir entsetzt.

Uns kam die Frage, wie diese Ungerechtigkeit noch gerechtfertigt sein kann, wie es begründet wird, den verbleibenden neun Menschen ihre letzte Ehrung zu verweigern.

Wir sahen keinen Grund, die letzten Stolpersteine nicht zu verlegen und die letzten Opfer nicht zu würdigen.

Wir konnten nicht verstehen, wie die Sturheit einzelner Menschen das Ziel der Nazis verwirklichen kann, die Namen der Betroffenen in Vergessenheit geraten zu lassen.

Als junge Generation fühlen wir uns in der Verantwortung, dass an all diese Menschen erinnert wird und dass sich diese schreckliche Zeit auf gar keinen Fall wiederholt. Aus der Vergangenheit muss man lernen. Dies kann man nur durch das Wissen um die Geschichte und das Gedenken der Opfer.

Deshalb wollten wir den letzten neun Opfern die Ehre und den nötigen überfälligen Respekt erweisen und haben uns dafür eingesetzt, dass die letzten Stolpersteine in Meinerzhagen verlegt werden können.

Im März 2021 sandten wir nach intensiver Vorbereitung einen Bürgerantrag zur Verlegung der letzten neun Stolpersteine vor den Häusern Zum Alten Teich 2 und Hauptstraße 32 an den Meinerzhagener Stadtrat.

Bei der nächsten Ratssitzung wurde zu unserer Freude dem Antrag zugestimmt.

Uns liegt es sehr am Herzen, den beraubten jüdischen Meinerzhagenern und Meinerzhagenerinnen ihren so lang verwehrten Platz in ihrer Heimat zurück zu geben und ihnen eine letzte Ruhestätte zu schenken, die an sie erinnert.

Nun stehen wir endlich hier und die letzten Stolpersteine können verlegt werden. In Erinnerung an Emil, Paula, Hans und Herbert Stern aus der „Hauptstraße 32“ und in Erinnerung an Nathan, Rosa, Hugo, Hedwig und Paula Stern „Zum Alten Teich 2“.

Wir freuen uns sehr über die Anwesenheit der Angehörigen *Yvonne Daniel*, die heute nach einer langen Reise hier mit uns stehen und diesen wichtigen Moment mit uns teilen.