Verlegung von 4 Stolpersteinen - Lindenstraße 14

nach Recherche von Ira Zezulak-Hölzer (Stadtarchiv Meinerzhagen)

   
 Oskar Fischbach  Oskar Fischbach (Soldat 1. Weltkrieg)

 

Wir denken an Oskar Fischbach

  • Geboren 1894 als fünftes von sechs Kindern in Meinerzhagen
  • Seine Eltern, Jacob und Emma Fischbach, wohnten in der Derschlager Straße 11
  • Ihr Haus mussten sie nach dem verheerenden Stadtbrand von 1894, Oskars Geburtsjahr, wieder neu aufbauen
  • Besuch der evangelischen Volksschule Meinerzhagen
  • Beruf Viehhändler wie sein Vater Jacob und sein Bruder Julius, mit dem er das Viehhandelsgeschäft bis 1934 gemeinsam betreibt
  • Aktiver Sänger zusammen mit seinem älteren Bruder Julius im Männergesangverein Deutscher Liederkranz Meinerzhagen
  • Passives Mitglied im Männergesangverein Germania Meinerzhagen
  • Als Soldat im ersten Weltkrieg ist Oskar Fischbach Frontkämpfer und wird verwundet
  • Über die Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse berichtet die Meinerzhagener Zeitung am 16. November 1916 unter der Überschrift „Ehrentafel für unsere Meinerzhagener Helden“
  • Zum 20. Jahrestag des Kriegsbeginns 1914 wird ihm das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen
  • 1921 Tod der Mutter Emma Fischbach, geborene Stern, im Alter von 60 Jahren
  • 1928 Eheschließung mit Jenni Jungheim aus Zwesten, Kreis Fritzlar in Hessen
  • Die junge Familie wohnt zunächst im elterlichen Haus in der Derschlager Straße 11, dann zur Miete bei Leo Stern in der Kirchstraße 5 und anschließend bei Willi Höhn am damaligen Adolf-Hitler-Platz, heute ebenfalls Kirchstraße
  • Geburt von Tochter Ellen 1929 in Meinerzhagen
  • Vater Jakob stirbt 1931 im Alter von fast 80 Jahren
  • 1933 Geburt der zweiten Tochter Margot im Krankenhaus in Lüdenscheid
  • Ab April 1933 Boykott der jüdischen Geschäfte
  • Erzwungener Austritt aus dem Männergesangverein Deutscher Liederkranz 1934
  • 1934/1935 Errichtung eines neuen Wohn- und Geschäftshauses in der Lindenstraße 14, vor dem wir heute stehen
  • Probleme mit der Vermietung des Ober- und des Dachgeschosses, da Mieter nicht bei Juden wohnen wollen oder können
  • Dieses Haus ist in Meinerzhagen bis heute als das „Fischbachhaus“ bekannt
  • 1934 Teilung des bis dahin mit seinem Bruder Julius Fischbach gemeinsam geführten Viehhandelsgeschäfts
  • Fortführung des Viehhandels in seinem neuen Haus in der Lindenstraße 14
  • 1937 Aufgabe des Geschäfts bedingt durch den Boykott und die Beschlagnahmung seiner Kundenliste
  • Verkauf des Wohn- und Geschäftshauses unter Wert im Oktober 1937 an einen benachbarten Fabrikanten. Im Wege eines Vergleichs erhält Oskar Fischbach Anfang der fünfziger Jahre vom Käufer eine weitere Zahlung
  • Verkauf der Möbel zu weit unter dem sonst üblichen Preis
  • Die Verkaufserlöse ermöglichen die Finanzierung des Lebensunterhaltes und die Bezahlung der Flucht aus Deutschland in die USA
  • 16. Januar 1938, Oskar Fischbach ist 43 Jahre alt, Flucht mit seiner Frau, den beiden Töchtern und seiner Schwiegermutter aus Meinerzhagen über Hamburg, New York nach Tulsa in Oklahoma – so rettet die Familie Oskar Fischbach ihr Leben
  • Eine Flucht gelingt auch der Familie des Bruders Julius Fischbach aus der Derschlager Straße 11 im September 1938, während die drei älteren Schwestern Emilie, Paula und Else mit ihren Ehemännern später im Holocaust umkommen
  • Der Neuanfang ist für einen nicht englisch sprechenden Viehhändler aus dem Sauerland in Oklahoma sehr schwer
  • Bis 1941 bleibt Oskar Fischbach auf die Unterstützung von Verwandten angewiesen, die sich als Bürge für die Flüchtlinge aus Deutschland gegenüber dem amerikanischen Staat verpflichten mussten, damit diesem keinerlei Kosten entstehen
  • Nach Jahren der Armut und Entbehrung wird Oskar Fischbach 1945 Anstreicher und macht sich 1950 in diesem Beruf selbständig
  • Oskar und seine Frau Jenni Fischbach besuchen in der Nachkriegszeit ihre Heimat in Meinerzhagen
  • Dabei lassen sie das Familiengrab mit einem großen Grabstein auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Heerstraße neu anlegen, wo wir es heute noch besuchen können, um etwas über das Schicksal der Familie Fischbach zu erfahren
  • Oskar Fischbach leidet sehr unter Heimweh
  • Aus Gesprächen während seiner Nachkriegsbesuche ist von ihm folgender Satz überliefert: „Ihr wisst ja nicht was Heimweh ist.“
  • Er stirbt 1976 im Alter von 81 Jahren in St. Louis im Staat Missouri

 

 
 Jenni Fischbach  Kind ?, Jenni + Oskar Fischbach

 

Wir denken an Jenni Fischbach, geborene Jungheim


  • Geboren 1897 in Zwesten, Kreis Fritzlar in Hessen als jüngstes von sechs Kindern
  • Sie lernt Oskar Fischbach kennen, als dieser auf einer Geschäftsreise zum Kauf von Rindern nach Zwesten kommt
  • 1928 Eheschließung mit Oskar Fischbach aus Meinerzhagen
  • Geburt der Töchter Ellen 1929 und Margot 1933
  • Mitarbeit im Viehhandelsgeschäft ihres Mannes und ihres Schwagers Julius Fischbach
  • Erste Wohnung im Haus des Schwiegervaters Jakob Fischbach unter einem Dach zusammen mit dem Schwager Julius Fischbach sowie der Schwägerin Hedwig in der Derschlager Straße 11
  • Anschließend Mietwohnung bei Leo Stern im Haus Kirchstraße 5, dann bei Willi Höhn am Adolf-Hitler-Platz, heute Kirchstraße, und schließlich 1935 im Erdgeschoss des eigenen Hauses in der Lindenstraße 14
  • Von Zeitzeugen wird Jenni Fischbach als „feine Frau“ beschrieben
  • 16. Januar 1938, Jenni ist 40 Jahre alt, Flucht mit ihrem Mann, den beiden Töchtern und ihrer Mutter aus Meinerzhagen über Hamburg und New York nach Tulsa im Staat Oklahoma im mittleren Westen der USA, wo eine Schwester von Jenni seit 1918 lebt
  • Schwieriger Neuanfang in den Vereinigten Staaten
  • Nach Jahren der Armut kann sie später mit ihrem Mann in ihr Heimatland Deutschland reisen, das sie vertrieben hatte
  • Jenni und ihr Mann Oskar Fischbach sind und bleiben in den USA im Herzen Deutsche
  • Sie schreibt ihre Briefe in Sütterlin, einer altmodischen deutschen Handschrift, auf Deutsch mit einigen amerikanischen Brocken dazwischen.
  • Es ist Jennis Wunsch, dass ihre in Amerika geborenen Enkel Meinerzhagen sehen sollen
  • Ihre Töchter und die Enkel haben diesem Wunsch entsprochen
  • Jenni Fischbach verstirbt 10 Jahre nach ihrem Mann 1986 im hohen Alter von 89 Jahren in St. Louis im Staat Missouri

 

Ellen Groner, geb. Fischbach (1984) Haus Lindenstraße 14 (heute)

 

Wir denken an Ellen Fischbach, verheiratete Groner

  • Geboren 1929 in Meinerzhagen als erstes Kind der Eheleute Oskar und Jenni Fischbach, geborene Jungheim
  • Besuch der Nordschule oberhalb des Wohnhauses Lindenstraße 14
  • Ausgrenzung als jüdisches Kind durch Lehrer und Mitschüler
  • 16. Januar 1938, Ellen ist 8 Jahre alt, Flucht mit Vater, Mutter, Schwester und Großmutter aus Meinerzhagen über Hamburg und New York nach Tulsa im Staat Oklahoma in den Vereinigten Staaten
  • Hier lebt seit 1918 eine Tante
  • Ellen Fischbach heiratet 1951 in Tulsa den 1929 in New York geborenen Edward L. Groner
  • Geburt der Söhne Geoffrey Justin 1954 und Steve 1958 sowie der Tochter Cynthia Lynn 1965
  • Ellen und Edward Groner haben vier Enkelkinder
  • 1982 gehört Ellen zur Gruppe der neun ehemaligen jüdischen Meinerzhagener, die ihre Heimat auf Einladung der Stadt Meinerzhagen besuchen
  • Ellen Groner, geborene Fischbach, kommt 1997 bei einem tragischen Unfall in ihrem Haus in Duncan im Staat Oklahoma ums Leben
  • 1998 besucht ihr Ehemann Edward L. Groner zusammen mit seinen Kindern Steve und Cynthia Lynn Meinerzhagen entsprechend dem Wunsch seiner 1986 verstorbenen Schwiegermutter Jenni Fischbach

 

 
 Margot Bilinsky, geb. Fischbach (1984)

 

Wir denken an Margot Fischbach,verheiratete Bilinsky

  • Geboren 1933 im Krankenhaus in Lüdenscheid als zweites Kind der Eheleute Oskar und Jenni Fischbach, geborene Jungheim
  • 16. Januar 1938, Margot ist vier Jahre alt, Flucht mit Vater, Mutter, Schwester und Großmutter aus Meinerzhagen über Hamburg und New York nach Tulsa im Staat Oklahoma in den Vereinigten Staaten
  • Hier lebt seit 1918 eine Tante
  • Margot Fischbach heiratet 1954 in Tulsa den 1932 in St. Louis im Staat Missouri geborenen Herbert Bilinsky
  • Geburt des Sohnes Alan Jay 1957 und der Tochter Paula Rae 1959 in Joplin im Staat Missouri
  • 1982 gehört Margot zur Gruppe der neun ehemaligen jüdischen Meinerzhagener, die ihre Heimat auf Einladung der Stadt Meinerzhagen besuchen
  • Die Familie Bilinsky besucht 1995 Meinerzhagen auf Wunsch ihrer 1986 verstorbenen Mutter Jenni Fischbach
  • Margot Fischbach-Bilinsky beschäftigt sich ihr ganzes Leben lang mit dem Holocaust
  • Sie leitet Gruppen durch das „St.-Louis-Holocaust-Museum“ und berichtet hunderten von Kindern aus St. Louis vom Holocaust
  • 2002 produziert sie die dreißigminütige Filmdokumentation „The Locket – a family faces the holocaust“. Die deutsche Synchronisation im Auftrag der Stadt Meinerzhagen führt den Titel „Das Medaillon – Jüdische Familien in Meinerzhagen“
  • Die letzten Jahre ihres Lebens leidet sie unter einer schweren Krankheit, unterhält aber dennoch Kontakte nach Meinerzhagen
  • Sie nimmt Anteil am Geschehen in ihrer Heimatstadt, auch an den Bemühungen um die Verlegung der Stolpersteine für jüdische Mitbürger in Meinerzhagen
  • Margot Fischbach-Bilinsky verstirbt am 23. Oktober 2016 im Alter von 83 Jahren in Chesterfield im Staat Missouri

 

 

 

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