Verlegung von 4 Stolpersteinen - Derschlager Straße 11/9 (Krummicker Weg)

nach Recherche von Ira Zezulak-Hölzer (Stadtarchiv Meinerzhagen)

 

 

 

Julius Fischbach  Julius Fischbach (Staumauer Aggertalsperre?)

 

Wir denken an Julius Fischbach

 

 

  • Geboren 1892 als viertes von sechs Kindern in Meinerzhagen

  • Besuch der evangelischen Volksschule Meinerzhagen

  • Von Beruf war er Viehhändler, wie sein Vater Jakob und sein Bruder Oskar

  • Eheschließung mit Hedwig Windmüller aus Münder am Deister 1925

  • Geburt des Sohnes Eugen 1926 und der Tochter Eva 1929, die heute zu Gast in Meinerzhagen und hier anwesend ist

  • Die Familie wohnte im väterlichen Haus in der Derschlager Straße 11

  • Dieses Haus hatte sein Vater, Jacob Fischbach, gestorben 1931,  nach dem großen Stadtbrand von 1894 wieder neu gebaut

  • Aktiver Sänger im 2. Tenor des Männergesangvereins  „MGV Deutscher Liederkranz“ seit 1911

  • Feuerwehrmann in der Freiwilligen Feuerwehr Meinerzhagen

  • Laienschauspieler der Freilichtbühne in der Grotmicke

  • Soldat im Ersten Weltkrieg – Frontkämpfer in einem Infanterieregiment

  • Verwundet 1916  und in russische Kriegsgefangenschaft geraten

  • Rückkehr aus zweijähriger russischer Kriegsgefangenschaft im August 1918

  • Schriftführer der Ortsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener

  • Verleihung des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer anlässlich des 20. Jahrestags des Kriegsbeginns 1914

  • Ab April 1933 Boykott der jüdischen Geschäfte auch in Meinerzhagen

  • Erzwungener Austritt aus dem „MGV Deutscher Liederkranz“ 1934

  • Trennung des bis Ende 1934 gemeinsam mit seinem Bruder Oskar Fischbach geführten Viehhandelsgeschäfts

  • Oskar Fischbach führte sein Viehhandelsgeschäft dann in seinem neu erbauten Haus in der Lindenstraße 14 weiter

  • Schließung beider Geschäfte aufgrund des Boykotts jüdischer Geschäfte

  • Verkauf des Hauses Derschlager Straße 11 und der Wohnungseinrichtung weit unter einem sonst üblichen Preis, um den Lebensunterhalt und die Flucht aus Meinerzhagen bezahlen zu können

  • 10. September 1938, zwei Monate vor der Reichsprogromnacht,  Flucht mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter über Rotterdam nach New York mit Hilfe des Deutsch-Amerikaners Karl Potthof aus Meinerzhagen - so rettete die Familie Julius Fischbach ihr Leben

  • Schwieriger Neuanfang für einen 46-jährigen nicht englisch sprechenden Viehhändler aus dem Sauerland in New York

  • Auch hierbei half Karl Potthof, der auch der Familie Nathan Stern beim Verkauf ihres Hauses Zum  Alten Teich 2 (in Meinerzhagen als „Potthofs-Haus“ bekannt) durch faire Konditionen behilflich war

  • Zunächst war Julius Fischbach in New York City als Tellerwäscher in einem deutschen Restaurant tätig

  • Julius Fischbach sah Deutschland und seine Heimatstadt Meinerzhagen nicht wieder, zu schmerzlich waren seine Erinnerungen

Er verstarb 1980 im Alter von 87 Jahren

 

 

 

 Julius & Hedwig Fischbach  Familie Julius Fischbach (Oktober 1934)

 

Wir denken an Hedwig Fischbach, geborene Windmüller

 

 

  • Geboren 1904 in Münder am Deister (heute Bad Münder bei Hannover)

  • Eheschließung mit Julius Fischbach aus Meinerzhagen 1925

  • Geburt des Sohnes Eugen 1926 und der Tochter Eva 1929

  • Mithilfe im gemeinsamen Viehhandelsgeschäft ihres Mannes und ihres Schwagers Oskar Fischbach

  • Die Familie wohnte im Haus des Schwiegervaters in der Derschlager Straße 11

  • In der Nachbarschaft „Im Dreck“ in der Derschlager Straße war ihr Rufname „Hede“

  • Von Zeitzeugen wird Hedwig Fischbach als couragierte Frau beschrieben

  • 10. September 1938 Flucht mit Mann, Sohn und Tochter über Rotterdam nach New York zu ihrem Bruder Walter Windmüller

  • Später wohnte die Familie bei ihrer Schwester Gerda Loeb, geborene Windmüller

  • Aufnahme ihrer Eltern, Louis und Rahel Windmüller, nach deren Flucht aus Deutschland

  • Schwieriger Neuanfang in New York

  • In dieser Zeit trug Hedwig Fischbach zum Unterhalt der Familie durch eine Putzfrauentätigkeit bei

Innerhalb der Familie sprach sie deutsch und las die Meinerzhagener Zeitung, sah ihre Heimat aber nicht wieder

Hedwig Fischbach verstarb im hohen Alter von 96 Jahren

 

Wir denken an Eugen Fischbach

 

 

 

  • Geboren 1926 als erstes von zwei Kindern in Meinerzhagen

  • Besuch der Volksschule Meinerzhagen und der Selekta (Vorläufer der Realschule)

  • 1934 noch Teilnahme am Kinderschützenfest der Nachbarschaft „Im Dreck“ in der Derschlager Straße, trotz der beginnenden Ausgrenzung

  • Nach der Schule rannte er immer sehr schnell nach Hause, da ihn die anderen Jungen schlugen

  • 10. September 1938, Eugen ist 12 Jahre alt, Flucht mit seinem Vater, seiner Mutter und seiner Schwester über Rotterdam nach New York

  • Besuch der Highschool

  • Meldung zur Marine der USA und Teilnahme am Krieg im Pazifik

  • Studium an einem College in New York

  • Tätigkeit als Lebensmitteltechniker

  • Eheschließung mit Helga Selig

  • Geburt der Kinder Steven Marc 1959 und Linda Heidi  1961

Eugen Fischbach verstarb kurz vor Vollendung des 50. Lebensjahres im Mai 1976

Der Sohn Steven Fischbach, Rechtsanwalt in New York, besuchte Meinerzhagen erstmals im Jahr 2000 zusammen mit seiner Frau Marci. 2014 kam er zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern Hannah und Talya erneut nach Meinerzhagen

Tochter Linda Greene, geborene Fischbach,  besuchte Meinerzhagen zusammen mit ihrem Mann Howard Greene und Sohn Michael Alexander im Jahr 2012 – das Ehepaar Greene hat zwei weitere Söhne: Daniel Scott und Adam Tyler

 

 

 

 Eugen & Eva Fischbach  Derschlager Straße 11

 

Wir denken an Eva Fischbach, heute verheiratete Eve Lee

 

 

  • Geboren 1929 als zweites Kind  der Eheleute Julius und Hedwig Fischbach in Meinerzhagen

  • Besuch der Volksschule Meinerzhagen, bis sie plötzlich die Schule nicht mehr besuchen durfte

  • 1934 noch Teilnahme am Kinderschützenfest der Nachbarschaft „Im Dreck“ in der Derschlager Straße, trotz der beginnenden Ausgrenzung

  • Sie durfte schließlich das Haus nicht mehr zum Spielen verlassen, da den anderen Kindern nicht erlaubt war, mit einem jüdischen Kind zu spielen

  • Lediglich eine gute Freundin aus der Nachbarschaft kam im Schutz der Dunkelheit zum Spielen zu ihr und brachte ihr einmal eine Puppe als Geschenk mit. (die Puppe war das Abschiedsgeschenk, ohne dass ihre Freundin oder sie selbst es wussten)

  • 10. September 1938, Eva ist 8 Jahre und 9 Monate alt, Flucht mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem Bruder über Rotterdam nach New York

  • Schulbesuch in den USA

  • Englisch lernte sie von einer Tante

  • Wegen der sprachlichen und schulischen Umstellung sowie der schwierigen finanziellen Lage der Familie, konnte der Wunschberuf nicht erlernt werden

  • Nach Beendigung des Schulbesuchs Tätigkeit als Sekretärin

  • 1953 Eheschließung mit Ralph Lee in New York City

  • Geburt des Sohnes Howard 1954 und der Zwillinge Ronald und Roberta1957

  • Umzug von New York City nach New Jersey

  • Das Ehepaar Eve und Ralph Lee hat vier Enkelkinder

  • Dazu gehört Sandi Cohen, die Meinerzhagen 2010 besuchte

  • Sandi ist die Tochter von Roberta Cohen und Enkelin von Eve und Ralph Lee

Eve Lee besuchte 1999 gemeinsam mit ihrem Mann Ralph erstmals nach 61 Jahren ihren Geburtsort Meinerzhagen

Ihre Begleitung  übernahmen seinerzeit überwiegend der frühere Bürgermeister Jürgen Pietsch und Eleonore Kattwinkel

 

Nun ist Eve Lee wieder hier, um unter anderem an der Verlegung der Stolpersteine für ihre Familie, für ihren Vater, ihre Mutter, ihren Bruder und auch für sich selbst, teilzunehmen

 

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